Klin Monbl Augenheilkd 2018; 235(04): 511-530
DOI: 10.1055/a-0483-4214
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Mikrobielle Keratitis – Teil 2: mykotische und Akanthamöbenkeratitiden

Microbial keratitis – part 2: Specific aspects of mycotic and acanthamoeba keratitis
Ingo Schmack
,
Michael Müller
,
Thomas Kohnen
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Publication History

Publication Date:
28 February 2018 (online)

Zusammenfassung

Pilze und Akanthamöben stellen neben Bakterien wesentliche Ursachen für die Entstehung infektiöser Hornhauterkrankungen (mikrobielle Keratitis) und möglicher nachfolgender Erblindung des betroffenen Auges dar. Aufgrund weitgehend unspezifischer Gewebereaktionen, vor allem in den Frühstadien der Entzündung, wird die Diagnose infektiöser Hornhauterkrankungen oftmals erst verspätet gestellt. Insbesondere bei Akanthamöben sind Verwechslungen mit viralen (herpetischen) Keratitiden leicht möglich. Der behandelnde Augenarzt ist daher vor hohe diagnostische Herausforderungen gestellt.

Abstract

Fungi and acanthamoeba represent potential vision threatening causes of infectious corneal inflammation (microbial keratitis). Early and correct diagnosis of the disease is often difficult due to a lack of specific initial clinical findings. Especially acanthamoeba can easily be misdiagnosed for herpetic keratitis. Therefore, ophthalmologists need to be aware of relevant clinical, diagnostic, and therapeutic characteristics of fungal and acanthamoeba keratitis which will be described and discussed in the present review.

Kernaussagen
  • Durch Fadenpilze verursachte Keratitiden sind im Gegensatz zu sprosspilzbedingten Keratomykosen häufig mit einem okulären Trauma assoziiert.

  • Die klinischen Symptome einer Keratomykose treten in der Regel erst zeitlich verzögert auf (5 – 10 Tage) und sind im Anfangsstadium der Erkrankung häufig nur gering ausgeprägt.

  • Keratomykosen gehen typischerweise mit soliden, erhabenen Infiltraten einher, die vom Aspekt her eine trockene, raue Oberfläche und gefiederte Ränder aufweisen.

  • Die Therapie von Keratomykosen basiert auf einer initial hochdosierten Applikation von topischen Antimykotika, lokalen Kortikoiden und einer prophylaktischen Behandlung mit antibiotischen Augentropfen zur Vermeidung von Superinfektionen.

  • Die Mehrzahl der Patienten (80 – 90%), die an einer Akanthamöbenkeratitis (AK) erkranken, sind Kontaktlinsenträger.

  • Eine AK kann aufgrund ihres klinischen Erscheinungsbildes leicht mit einer herpetischen (Frühstadium) oder mykotischen (Spätstadium) Keratitis verwechselt werden.

  • Trophozoiten wandern häufig entlang von Hornhautnerven und führen über zytopathische Entzündungsprozesse zur charakteristischen radiären Perineuritis.

  • Mittels In-vivo-Konfokalmikroskopie (IVCM) lassen sich Akanthamöbenzysten, jedoch nicht Trophozoiten nachweisen.

  • Bei rechtzeitiger Diagnosestellung kann eine Akanthamöbenkeratitis gut mit einer medikamentösen 3-fach-Therapie behandelt werden.