Krankenhaushygiene up2date 2008; 3(1): 9-28
DOI: 10.1055/s-2007-995596
Hygienemaßnahmen

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Postoperative Wundinfektionen - Ursachen und Prävention

Ines  Kappstein
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Publication Date:
18 March 2008 (online)

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Kernaussagen

  • Das wichtigste Erregerreservoir sporadischer postoperativer Wundinfektionen ist die körpereigene Flora der Patienten. Erreger aus exogenen intra- oder postoperativen Erregerreservoiren sind sehr viel seltener die Ursache. Die Luft spielt nach heutigem Kenntnisstand keine Rolle. In den meisten Fällen sind Bakterien die Erreger, sehr viele seltener Pilze, meist Candida albicans.

  • Bei Ausbrüchen postoperativer Wundinfektionen muss auch an asymptomatisch besiedelte Personen aus dem OP-Team gedacht werden, die unmerklich potenziell pathogene Bakterien von Haut oder Schleimhäuten freisetzen können.

  • Zu den relevanten Risikofaktoren, die in den am häufigsten verwendeten Risiko-Score eingehen, zählen die durch die Art des operativen Eingriffs oder durch Verletzungen bestimmte Kontaminationsklasse, die Dauer der Operation und der anhand der ASA-Klassifikation definierte Allgemeinzustand des Patienten. Weitere Risikofaktoren sind Hypothermie, reduzierte Sauerstoffzufuhr, Infektionen an anderer Körperstelle und nasale Besiedlung mit S. aureus.

  • Zu den bedeutenden Präventionsmaßnahmen gehören die seit langer Zeit etablierten Regeln der Asepsis beim Operieren und die insbesondere für einige operative Eingriffe in ihrer Effektivität belegte präoperative Antibiotikaprophylaxe. Die Surveillance postoperativer Wundinfektionen kann einen Beitrag zur Prävention postoperativer Wundinfektionen leisten, wenn die Operateure in die Surveillance einbezogen werden und kurzfristig Mitteilung über die auch Operateur-bezogen erhobenen Ergebnisse erhalten.

  • Weder die bauliche Konzeption einer OP-Abteilung noch technische Einrichtungen wie RLT-Anlagen haben einen nachweisbaren Einfluss auf die Prävention postoperativer Infektionen im OP-Gebiet.

  • Postoperative Verbandswechsel sind nur bei sekundär heilenden Wunden erforderlich und setzen die Beachtung aseptischer Maßnahmen sowie ausreichende Kenntnis in der Wundversorgung voraus. Sie sollen deshalb nicht an noch nicht ausreichend erfahrene Mitarbeiter delegiert, sondern mindestens von einem erfahrenen Operateur regelmäßig begleitet werden.