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DOI: 10.1055/s-0028-1123975
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Krankenkassen-Rabattverträge: Probleme und Risiken für den Hausarzt bei der Betreuung chronisch kranker Patienten
Health insurance discount contracts: Problems and risks for the general practitioner in the medical care of patients with chronic illnessPublikationsverlauf
eingereicht: 22.10.2008
akzeptiert: 15.01.2009
Publikationsdatum:
29. Januar 2009 (online)


Zusammenfassung
Hintergrund und Fragestellung: Das GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz verpflichtet Apotheken, Medikamente von Rabattpartnern der Krankenkassen abzugeben. Patienten müssen sich auf ständig wechselnde Medikamentenpackungen ihrer Dauermedikamente einstellen. Mit dieser Studie sollte untersucht werden, inwieweit Patienten über die neuen Rabattverträge aufgeklärt wurden, ob sich Veränderungen bei den Dauermedikamenten ergeben hatten und ob eventuell aufgetretene Probleme gelöst werden konnten.
Methodik: Männliche und weibliche Patienten, die in gesetzlichen Krankenkassen versichert sowie älter als 50 Jahre waren und seit über 12 Monaten an einer koronaren Herzkrankheit litten, wurden mittels eines standardisierten Fragebogens, der die oben aufgeführte Fragestellung zum Inhalt hatte, im Mai und Juni 2008 von Hausärzten und medizinischen Fachangestellten des Ärztenetzes „Weschnitztal” befragt. Der Fragebogen wurde nach einer Qualitätszirkelsitzung des Ärztenetzes entwickelt.
Ergebnisse: Von 188 befragten Patienten waren lediglich 63,8% über Rabattverträge informiert worden. Die Zuzahlungsbefreiung für Medikamente wurde von 31,3% und die Kostenersparnis für Krankenkassen von 22,2% der informierten Patienten als positiver Effekt der Rabattverträge angesehen. 120 Patienten (63,8%) war bekannt, dass sich der Name ihrer Dauermedikamente ändern könne. Bei 101 Patienten (53,7%) war es innerhalb der letzten sechs Monate zu einer Präparateänderung der Dauermedikamente gekommen. 51,5% dieser Patienten fühlten sich durch ständige Substitution der Präparate verunsichert, 21,7% meinten, die neuen Präparate seien nebenwirkungsreicher (Freitextkommentare). 19% der Patienten hatten Probleme bei der Medikamenteneinnahme.
Folgerung: Die Aufklärungsarbeit über eine so weitreichende gesetzliche Änderung im Gesundheitswesen ist nicht ausreichend erfolgt. Ein erheblicher Anteil der Patienten fühlt sich durch ständige Wechsel der Präparate verunsichert, bei immerhin nahezu jedem 5. Patienten kommt es dadurch zu Problemen oder gar zu Einnahmefehlern. Eine Ersparnis, die sich durch Rabattverträge erzielen lässt, wird hierdurch möglicherweise zunichte gemacht.
Summary
Background and objective: The German federal Health Insurance law to strengthen competition between the pharmaceutical companies commits pharmacies to hand out drugs from discount contract drug suppliers of a patient’s health insurance company. Thus patients are confronted with constantly changing drug packets. This study aimed at exploring whether patients have been properly informed about the new discount contracts and if they have experienced changes and problems in their long- term medications.
Methods: Between May and June 2008 male and female patients older than 50 years who had a statutory health insurance and had been diagnosed with coronary heart disease for at least one year answered a standardized questionnaire filled in by doctors’ assistants or general practitioners in the doctors’ network "Weschnitztal".
Results: Of the 188 patients participated in this study 63,8% were informed about health insurance discount contracts. 31,3% of the patients reported that a positive effect due to the discount contracts was that they were discharged from paying the drug prescription fee, 22,2% mentioned that cost saving for the health insurance could also be positive. 120 patients (63,8%) knew that the names of their long-term drugs could change.101 of the questioned patients (53,7%) identified a change in their long-term drugs, 51,5% felt insecure about the permanent changes. 21,7% experienced adverse e effects due to the new drugs. 19% of the patients had serious problems regarding medication intake.
Conclusion: This study demonstrates that the information which patients have on the new health insurance law is not adequate enough. Many of them felt insecure because of the changes of long-term medications. One fifth of the patients reported errors in their drug intake or their confusion about their drugs. There is a high risk that these circumstances may trigger further diseases or complications. The cost savings as intended by the health insurance companies may therefore not be achieved by discount contracts.
Schlüsselwörter
Rabattverträge - Medikamentenverordnung - Arzneimittelumstellung - Einnahmefehler - Medikamentenverwechslung
Keywords
drug discount contracts - drug prescription - drug changes - drug errors - drug confusion - drug adherence