physiopraxis 2011; 9(2): 18
DOI: 10.1055/s-0031-1273191
physiowissenschaft

Beckengürtelschmerzen – Risikofaktoren von Schwangeren früh erkennen

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Publication Date:
18 February 2011 (online)

 
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    Ob Frauen in der 30. Schwangerschaftswoche (SSW) unter Schmerzen im Beckengürtel leiden werden, kann man bereits vor der 20. SSW herausfinden – mit klinischen Tests.

    Das ist das Ergebnis von Hilde Stendal Robinson und ihrem Team von der Universität Oslo, Norwegen. Die Forscher nahmen in ihre prospektive Kohortenstudie 280 Schwangere vor der 20. Woche der Gravidität auf, die meisten von ihnen waren etwa in der 14. SSW. Die Forscher erhoben neben demografischen Angaben auch solche zum allgemeinen Gesundheitszustand und Stress, zur Intensität eventuell vorhandener Schmerzen, zu Funktionseinschränkungen, zu früheren Rückenschmerzen sowie zum Angst-Vermeidungsverhalten. Dann führte ein Manualtherapeut an ISG und Symphyse Schmerzprovokationstests durch: den P4-Test, den Distraktions-, den Kompressions- und den Patrick-Faber-Test (physiopraxis 9/07, „Das ISG als Schmerzquelle ermitteln”). Außerdem palpierte er die Symphyse sowie das lange dorsale Sakroilikalband. Zusätzlich ließ der Therapeut die Probandinnen den aktiven Straight Leg Raise (ASLR) ausführen und ermittelte den Beighton Score, ein Messverfahren für Hypermobilität. In der 30. Schwangerschaftswoche beantworteten die Studienteilnehmerinnen denselben Fragebogen noch einmal und wurden erneut von dem Therapeuten untersucht.

    Bei der ersten Untersuchung litt etwa die Hälfte der Frauen an Schmerzen im Beckenbereich, vor allem dorsal. Drei Prädiktoren aus der ersten Untersuchung korrelierten signifikant mit Beckengürtelschmerzen in der 30. Schwangerschaftswoche:

    • bereits bestehende Beckengürtelschmerzen

    • positiver P4-Test auf beiden Seiten

    • die Menge an positiven Schmerzprovokationstests

    Ein positiver ASLR, das Angst-Vermeidungsverhalten sowie frühere Rückenschmerzepisoden wirken sich dagegen nicht aus.

    Robinson und ihr Team sehen in diesen Ergebnissen eine Möglichkeit, Schwangere mit Risiko für Beckengürtelschmerzen früh zu erkennen und entsprechende Präventionmaßnahmen entwickeln zu können.

    hebe

    BMC Musculoskelet Disord 2010; 11: 91