Gesundheitswesen 2007; 69 - V45
DOI: 10.1055/s-2007-982828

Klimawandel in Deutschland – seine Folgen und Risiken für den Menschen

P Mahrenholz 1
  • 1Umweltbundesamt, Dessau

Klimaänderungen und deren Auswirkungen sind bereits heute spürbar – auch in Deutschland, wie der Blick auf die vergangenen 100 Jahre zeigt: Die Jahresmitteltemperatur stieg um 0,8°C, in den Alpen sogar mit 1,5°C um fast das Doppelte. Extrem heiße Sommer traten immer häufiger auf. Außergewöhnlich kalte Tage dagegen sind seltener geworden. Vor allem im Westen nahmen die Niederschläge deutlich zu, gekoppelt mit heftigeren und häufigeren Starkniederschlägen. Im Osten hingegen wurden die Starkniederschläge – vor allem im Sommer – seltener.

Überschwemmungen, Hitzewellen sowie heftigere Stürme richteten in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten großen wirtschaftlichen Schaden an. Und sie gehen zu Lasten von Leben und Gesundheit. Den Einfluss von Hitzewellen auf die Sterblichkeit zeigte eine Untersuchung aus Baden-Württemberg für das Jahr 2003. Danach waren etwa 2000 zusätzliche Todesfälle festzustellen. Nach Hochrechnungen wird von mindestens 7000 zusätzlichen Todesfällen in ganz Deutschland ausgegangen.

Gesundheitliche Folgen von Stürmen und Hochwasser sind z.B. Verletzungen, u.U. verbunden mit Todesfolge. Zusätzlich treten gesundheitliche Belastungen durch Schimmelpilzbefall überschwemmter Häuser sowie Stress, Angstzustände und Depressionen als Folge der Zerstörung lebensnotwendiger Infrastruktur und des individuellen Eigentums auf.

Klimaänderungen können auch zu Veränderungen der Verbreitung, der Population und des Infektionspotentials von Vektoren führen. Mit ansteigender Temperatur verbessern sich die Ausbreitungs- und Übertragungsbedingungen, so dass von einer steigenden Gefahr auszugehen ist. Viele nicht-einheimische Wärme liebende Krankheitsüberträger sind bereits nach Deutschland eingeschleppt worden. Allerdings führen auch der internationale Tierhandel und der gestiegene Güter- und Reiseverkehr zu einem erhöhten Einschleppungsrisiko von Krankheitsüberträgern.

Die gesundheitlichen Folgen eines Klimawandels könnten sich künftig verstärken. Denn Klimamodelle zeigen für Deutschland eine rasche Erhöhung der Jahresmitteltemperatur bis zum Jahr 2100, im Vergleich zum Zeitraum 1961 bis 1990, um 1,5 bis 3,7°C. Hohe sommerliche Temperaturen könnten neben ungewohnt niedrigen Regenmengen dafür sorgen, dass länger anhaltende Dürreperioden gehäuft auftreten, in denen es zu starken Hitzebelastungen kommen kann. Heftigere, häufigere winterliche Starkniederschläge könnten hingegen das Überschwemmungsrisiko weiter erhöhen.