Thromb Haemost 1966; 16(03/04): 395-410
DOI: 10.1055/s-0038-1655598
Originalarbeiten — Original Articles — Travaux Originaux
Schattauer GmbH

Elektronenmikroskopische Untersuchungen an Thrombozyten des Menschen nach Einwirkung verschiedener Gase

C Doenecke
1   Aus dem Pathologischen Institut der Universität Düsseldorf (Direktor: Prof. Dr. med. H. Meessen)
,
R Lohmann
1   Aus dem Pathologischen Institut der Universität Düsseldorf (Direktor: Prof. Dr. med. H. Meessen)
,
H Schulz
1   Aus dem Pathologischen Institut der Universität Düsseldorf (Direktor: Prof. Dr. med. H. Meessen)
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Publication Date:
26 June 2018 (online)

Zusammenfassung

Lebensfrische Thrombozyten von gesunden Erwachsenen wurden der Einwirkung von verschiedenen Gasen (CO, CO2, N2 und Luft) ausgesetzt und nach einer Einwirkungsdauer von 20 min sowie 1 und 2 Std. elektronenmikroskopisch untersucht.

Erst nach Inkubationszeiten von 1 und 2 Std. nach Einwirkung von Kohlenmonoxyd und von 2 Std. nach Einwirkung von Stickstoff weisen die Thrombozyten Membranläsionen auf. Eine Einwirkung der Gase von 20 min verursacht keine elektronenmikroskopisch sichtbaren Membranschäden. Wenn die Thrombozyten in Sequestren suspendiert sind, kann sich ihre Zellmembran nicht auflösen. Das Granulomer-α und das Granulomer-β (Mitochondrien) sind auch nach einer Gaseinwirkung von 2 Std. bei z. T. stark geschädigter Throm-bozytenmembran noch gut erhalten. Die unveränderte Mitochondrienstruktur nach einer bis zu 2 Std. dauernden Hyp- bzw. Anoxie ist als wesentlicher Be fund zu werten. Wahrscheinlich läuft der Thrombozytenstoffwechsel unter hypoxischen Bedingungen über die Glykolyse ab. An den Thrombozyten bestehen elektronenmikroskopisch keine wesentlichen Strukturänderungen, die mit Sicherheit auf die Einwirkung der Gase zurückzuführen sind. Die Befunde lassen darauf schließen, daß die Initialschädigungen bei der Thrombose nach CO-Intoxikationen und nach O2-Mangelatmung im Unterdruck zumindest nicht in erster Linie in den Thrombozyten, sondern in der Gefäßwand und in den Geweben liegen. Für die Agglutination der Plättchen dürften Stofffreisetzungen, in erster Linie eine Freisetzung von ADP, verantwortlich sein.

 
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