Thromb Haemost 1961; 6(02): 386-390
DOI: 10.1055/s-0038-1654570
Vorläufige Mitteilungen — Preliminary Reports — Communications Préliminaires
Schattauer GmbH

Zur Frage der Beeinflussung der Permeabilitätsverhältnisse im Bereich des Zentralnervensystems durch gerinnungshemmende und fibrinolytisch wirkende Stoffe

G Liebaldt
1   Institut für Hirnforschung der Universität Tübingen (Dir.: Prof. Dr. B. Ostertag) und der Chirurgischen Universitätsklinik und Poliklinik (Dir.: Prof. Dr. W. Dick)
,
P Matis
1   Institut für Hirnforschung der Universität Tübingen (Dir.: Prof. Dr. B. Ostertag) und der Chirurgischen Universitätsklinik und Poliklinik (Dir.: Prof. Dr. W. Dick)
,
W Nagel
1   Institut für Hirnforschung der Universität Tübingen (Dir.: Prof. Dr. B. Ostertag) und der Chirurgischen Universitätsklinik und Poliklinik (Dir.: Prof. Dr. W. Dick)
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Publication Date:
12 July 2018 (online)

Zusammenfassende Besprechung

Die therapeutisch üblichen Dosen der untersuchten Stoffe wurden unter Wahl eines feinstdispersen, gut schrankengängigen Farbstoffs bewußt überschritten. Die beobachteten Veränderungen dürfen deshalb nicht überbewertet werden. Sie zeigen aber, daß gerinnungshemmende und fibrinolytisch wirksame Körper im Zentralnervensystem die Permeabilitätsverhältnisse quantitativ, qualitativ und topisch unterscheidbar beeinflussen können. Die makroskopisch eindrucksvollen Unterschiede hinsichtlich der Färbung des Tubergebietes und der Umgebung (Liquemin streng lokalisiert; Marcumar, vor allem aber Actase und Streptokinase mehr diffus) deuten auf bestimmte Qualitätsunterschiede. Auffällig ist die besondere dyshorische Auswirkung des Heparins im Bereich des Ammonshorns gegenüber einer diesbezüglichen Bevorzugung der Tuberregion durch die anderen Präparate. Zwischen dieser organ-(region-)spezifischen Beeinflussung des Permeabilitätsverhaltens einerseits und einer organspezifischen Blutungsneigung bzw. einem organspezifischen Beitrag zur Blutstillung andererseits [s. hierzu (2)] dürften prinzipielle Beziehungen bestehen.

Die Dissoziation von ausgeprägter Gerinnungshemmung und (hier subpleuraler) Blutung ist besonders bei dem dicumarolanalog wirkenden Marcumar in Bestätigung früherer Befunde (4, 6, 8, 10) deutlich, desgleichen für Liquemin (1, 7, 9), aber nur angedeutet nachweisbar.

Aus unseren Untersuchungen ergibt sich 1. die Tatsache einer lokalen Spezifität der Schädigungsmöglichkeit innerhalb des ZNS, 2. die Notwendigkeit, diese Faktoren als Meßwerte zu berücksichtigen, und 3., daß gewisse Reaktionen von Versuchstieren, die zunächst kein befriedigendes pathologisch-anatomiches Äquivalent aufweisen (z. B. 3.), u. U. durch zentralnervöse Beeinflussung zu deuten sind.

 
  • Literatur

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