Thromb Haemost 1961; 6(02): 339-364
DOI: 10.1055/s-0038-1654566
Originalarbeiten — Original Articles — Travaux Originaux
Schattauer GmbH

Über die Kontrolle der Wirkung fibrinolytischer Präparate

A Fonio
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Publication Date:
12 July 2018 (online)

Zusammenfassung

1. Wird ein fibrinolytisch wirkendes Präparat dem Zitratplasma vor der Rekalzifizierung zugesetzt, dann befindet sich das Präparat bei Eintritt der Gerinnung und Beginn der Retraktion (in statu nascendi) bereits in den lockeren Fibrinmaschen und es wird ihm beim weiteren Eindringen kein Widerstand entgegengesetzt, so daß die fibrinolytische Auflösung des Gerinnsels unbehindert erfolgen kann (Prüfung 1).

Wird im Gegensatz dazu das Präparat erst nach erfolgter Gerinnung und Retraktion zugeführt, dann setzen die fest retrahierten und einander eng anschließenden Fibrillenstränge seinem weiteren Eindringen Widerstand entgegen, so daß die totale fibrinolytische Auflösung des reträhierten Gerinnsels ausbleibt (Prüfung 2).

2. Es werden sechs als fibrinolytisch-wirkend angegebene Präparate — drei Aktivatoren, zwei Plasminpräparate und ein weiteres in vitro nicht fibrinolytisch wirkendes Präparat — nach besonderen Testmethoden am Zitratplasma als Untersuchungssubstrat geprüft. Prüfung 1 : Zusatz des Präparates vor der Rekalzi-fizierung, und Prüfung 2: Zusatz nach Eintritt der Gerinnung und Retraktion.

3. Eintragung der Befunde beider Methoden in je zwei Tabellen pro Präparat nach Prüfung 1 und 2 am Zitratplasma (Tabellen 1—14). Resultate: Prüfung 1: Drei Aktivatoren erwiesen sich als fibrinolytisch wirksam, ein Plasminpräparat desgleichen, zwei weitere Präparate wiesen keine Wirkung auf. Prüfung 2: Alle Präparate vermochten ausnahmslos keine totale Fibrinolysis des retrahierten Gerinnsels zu erzielen.

4. Die gleichen Prüfungen mit gleicher Methodik und Dosierung wurden am Vollblutzitrat bei drei Aktivatoren durchgeführt (Tabellen 15—17). Die Resultate entsprechen den am Zitratplasma erhaltenen. Vorteile der Methode: Geringere Blutmenge, Wegfall der Zentrifugierung. Nachteil: Leicht erschwerte Beurteilung der Befunde durch den Gehalt an Erythrozyten.

5. Übertragung der Befunde der Prüfung 1 und 2 auf die klinische Verwendung fibrinolytischer Präparate: Prüfung 1: Eine beginnende Thrombosierung mit einer Retraktion in statu nascendi, spontan erstmalig oder sekundär im Anschluß an bereits bestehenden Thrombus entstehend, wird durch ein wirksames fibrinolytisches Präparat günstig beeinflußt werden können. Prüfung 2: Ein bereits bestehender fest retrahierter Thrombus wird durch ein fibrinolytisches Präparat nicht zur Auflösung gebracht werden können. Bei wandständiger Haftung des Thrombus wird zudem nur eine frontale Angriffsfläche der fibrinolytischen Einwirkung ausgesetzt sein.

 
  • Literatur

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