Fortschr Neurol Psychiatr 2013; 81(10): 579-585
DOI: 10.1055/s-0033-1350496
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Thrombolyse des akuten Schlaganfalls – Eine deutschlandweite Analyse der regionalen Versorgung

Thrombolysis for Acute Stroke – A Nationwide Analysis of Regional Medical Care
N. Scholten
1   Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft (IMVR) der Universität zu Köln
,
H. Pfaff
1   Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft (IMVR) der Universität zu Köln
,
H. C. Lehmann
2   Klinik und Poliklinik für Neurologie, Uniklinik Köln
,
G. R. Fink
2   Klinik und Poliklinik für Neurologie, Uniklinik Köln
3   Kognitive Neurowissenschaften, Institut für Neurowissenschaften und Medizin (INM3), Forschungszentrum Jülich
,
U. Karbach
1   Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft (IMVR) der Universität zu Köln
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Publication History

Publication Date:
30 September 2013 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: Anhand von Sekundärdaten soll die Versorgungssituation von Schlaganfallpatienten mit einer zerebralen Ischämie in Deutschland näher betrachtet werden. Ein Schwerpunkt liegt auf der Betrachtung der dokumentierten Thrombolysen.

Methode: Datenbasis sind die Krankenhausdaten aus den gesetzlichen Qualitätsberichten. Es wurden alle Krankenhäuser berücksichtigt (n = 1302), die Schlaganfallpatienten mit einer zerebralen Ischämie auf einer neurologischen, internistischen, geriatrischen oder intensivmedizinischen Fachabteilung behandelt haben. Die Versorgungssituation hinsichtlich der Thrombolyseerfahrung der Krankenhäuser wurde kartografisch dargestellt. Mögliche Einflussfaktoren auf die Thrombolyseraten wurden analysiert.

Ergebnis: 78 % der ca. 198 500 ischämischen Schlaganfälle wurden auf einer auf die Behandlung von Schlaganfallpatienten spezialisierten Station (Stroke-Unit) behandelt. Die durchschnittliche Thrombolyserate der neurologischen Fachabteilungen lag bei 9,1 % im Jahr 2010. Die Thrombolyseraten der einzelnen Krankenhäuser wichen stark voneinander ab und lagen zwischen 0 und 38 %. Signifikante Einflussfaktoren auf die Thrombolyserate waren die Anzahl der behandelten ischämischen Schlaganfälle und das Vorhandensein einer Stroke-Unit.

Diskussion: Deutschland weist eine regional unterschiedliche Verteilung von Versorgungsstrukturen für Schlaganfallpatienten auf. Krankenhäuser mit Erfahrung in der Behandlung von Schlaganfallpatienten und Stroke-Unit zeigen höhere Thrombolyseraten. Die Daten legen nahe, dass es weiter Verbesserungsbedarf gibt, damit alle Schlaganfallpatienten eine leitliniengerechte Schlaganfalltherapie erhalten.

Abstract

Background: This study aims at investigating ischaemic stroke therapy in Germany by using secondary data. The focus lies on the performance of thrombolysis.

Methods: Statutory quality report data for 2010 were obtained. All hospitals (n = 1302) treating patients suffering from an ischaemic stroke either on a neurological, internal, geriatric or intensive care unit were analysed. The treatment situation, defined as the experience in performing thrombolysis, was displayed cartographically. Potential variables that may influence the thrombolysis rate were analysed.

Results: 78 % of the 198,500 ischaemic stroke cases were treated on a ward specialised in the stroke treatment (i. e., a stroke unit). The mean thrombolysis rate in neurological departments was 9.1 %. Thrombolysis rates between departments ranged from 0 to 38 %. Significant factors influencing the thrombolysis rate were the total number of ischaemic strokes treated as well as the existence of a stroke unit.

Discussion: In Germany, to date regional differences in the treatment of ischaemic stroke exist. Experience in the treatment of ischaemic stroke patients and the availability of a stroke unit both increase the thrombolysis rate. Data suggest that in Germany there is still room for improvement of appropriate ischaemic stroke treatment.